„Wie’s in den Wald reinschallt, so schallt’s auch wieder raus.” Das hat meine Oma früher immer zu mir gesagt und mich dazu angehalten Gutes zu tun, weil es dann irgendwann auch wieder zurückkommt. Meine Millennial-Generation würde dazu wohl „Karma” sagen.
Egal wie du’s nennst, das Prinzip bleibt das gleiche: Begegne anderen mit Freundlichkeit und sie sind freundlich zu dir. Schon länger beschäftigt sich die Psychologie mit solchen „Random Acts of Kindness” (kurz: RAK) und konnten dabei die positiven Auswirkungen sogar wissenschaftlich beweisen (mehr dazu gleich). Schauen wir uns zuerst einmal an, was wir überhaupt unter Freundlichkeit verstehen, bevor wir direkt in die RAKs einsteigen.
Psychologie-Exkurs: Was ist Freundlichkeit?
Freundlichkeit ist ein besonders interessantes Feld der Psychologie, weil sie sich auf das Verhalten und auf eine Emotion bezieht. Durch jahrelange Erfahrung und Prägung durch unsere Eltern und unser soziales Umfeld erlernen wir Freundlichkeit. Allerdings rückt dabei die freundliche Handlung gegenüber Fremden etwas in den Hintergrund. Genetisch bedingt neigen wir nämlich eher dazu, freundlicher gegenüber den Menschen zu sein, die in unserem engeren Beziehungsumfeld sind, als gegenüber denjenigen, die wir nur flüchtig oder gar nicht kennen.
Viele von uns drücken Freundlichkeit vor allem durch das Schenken aus und erwarten dabei unterbewusst auch eine Gegenleistung des Beschenkten. Die Psychologie sieht das als sozialen Austausch, der deshalb so wichtig für uns ist, da er zwischenmenschliche Beziehungen in Balance hält. Aber wie sieht Freundlichkeit gegenüber Fremden aus? Und warum lohnt es sich, „einfach mal so” anderen etwas Gutes zu tun?
Hier kommen die sogenannten Random Acts of Kindness ins Spiel.
Was sind Random Acts of Kindness?
Ein "Random Act of Kindness" bedeutet, dass man anderen aus eigenem Antrieb heraus etwas Gutes tut, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Eine solche Handlung muss sich auch gar nicht an eine bestimmte Person richten, sondern kann auch für eine:n wildfremde:n Unbekannte:n bestimmt sein.
„Es braucht nicht viel, aber es kann für alle einen großen Unterschied machen. Die Menschen, denen du geholfen hast, werden anderen Menschen helfen. Und diese anderen Menschen werden noch mehr Menschen helfen." - Random Acts of Kindness Foundation
Machen Acts of Kindness glücklich? 10 bewiesene Vorteile von Freundlichkeit
Das Tolle an zufälligen, willkürlichen Handlungen der Freundlichkeit ist, dass sie nicht nur für die Empfänger von Vorteil sind, sondern auch für dich! Diese 10 bewiesenen Vorteile sind Grund genug, schon heute mit den Acts of Kindness loszulegen:
- Gefühl der Liebe und Zuneigung
- Gefühl der Ehrfurcht, da das Handeln zum Nachdenken anregt
- Ausschüttung von Oxytocin, auch bekannt als "Liebeshormon", das dazu beiträgt, den Blutdruck zu senken und das Wohlbefinden zu steigern
- Gefühl von Stärke und Energie, wenn man anderen hilft.
- Mehr innere Ruhe und Ausgeglichenheit
- Gesteigertes Selbstwertgefühl
- Ausschüttung von Glückshormonen Serotonin und Dopamin
- Ausschüttung von Endorphinen, das wie ein körpereigenes Schmerzmittel wirkt
- Menschen, die freundlich sind, haben einen um 23 % reduzierten Cortisolspiegel (das Stresshormon)
- Hilft bei Angstzuständen und sozialer Isolation
Aus der Forschung
Die Forscher:innen Milla Titova der University of Washington Seattle und Kennon Sheldon University of Missouri fanden in ihren Studien heraus, dass man einen Glücksschub durch Freundlichkeit nicht nur dann bekommt, wenn man die Person, zu der man nett ist, nicht kennt, sondern auch, wenn man sie überhaupt nicht trifft.
Warum also nicht einfach mal in einem Café einen weiteren Kaffee für die nächste Person mitbezahlen, die kommt, oder eine kleine Notiz in einem Buch aus der Bücherei hinterlassen. Die bloße Konzentration darauf, einem anderen Menschen etwas Gutes zu tun, führt schon dazu, dass wir uns mit dieser Person verbunden fühlen. Durch dieses Verbundenheitsgefühl fühlen wir uns selbst auch besser (und das nicht erst seit der Kontaktbeschränkung durch die Corona-Pandemie).
Sei einfach ein bisschen egoistisch... und tu etwas Gutes für andere! Hier sind 20 Ideen, wie du jemandem direkt heute eine Freude machen kannst!
20 Random Acts of Kindness für den Alltag
- Jemandem ein Kompliment machen
- Person in der Supermarktschlange vorlassen
- Extra-Snacks an den*die Briefträger:in, im Lieblingsbuchladen, Fahrradladen etc verteilen
- Jemanden auf der Straße anlächeln
- Einer Person beim Tragen der Einkäufe helfen
- Jemandem weiterhelfen, der suchend wirkt
- Jemandem deinen Platz im Bus überlassen
- Eine nette Karte an den*die Nachbar:in schreiben
- Jemandem die Tür aufhalten
- Jemanden auf der Arbeit loben
- Einen lieben Menschen anrufen/eine nette Nachricht schicken
- Anbieten, ein Foto von einem Pärchen zu machen
- Eine Liste mit den besten Eigenschaften eine:r Freund:in erstellen und ihm*ihr überreichen
- Kleider spenden / einen Karton mit aussortierten Gegenständen vor die Tür zum verschenken stellen
- Handy weglegen, wenn du bei Freund:innen bist und ihnen deine volle Aufmerksamkeit schenken
- Ein Familienmitglied anrufen
- Playlist für eine Person erstellen
- Einer obdachlosen Person einen warmen Tee/Essen bringen
- 4 Personen eine motivierende Nachricht schicken
- Auf der Arbeit: Eine:r Kollegin eine liebe Nachricht schreiben und ihr sagen, wie sehr du sie schätzt
Übrigens: Am 17. Februar ist zwar offizieller Tag der Random Acts of Kindness, aber es ist trotzdem schön, jeden Tag Freundlichkeit zu üben.